Samstag, 24. Juli 2021

Résumé

In Hamburg lebten zwei Ameisen;
Die wollten nach Australien reisen
Bei Altona auf der Chaussee
Da taten ihnen die Beine weh.
Da verzichteten sie weise
Denn auf den letzen Teil der Reise.

(So will man oft und kann doch nicht
und leistet dann recht gern Verzicht.)

Ringelnatz, 1933

So gings uns auch: Beim ersten rauheren Seegang mit Wind tat unserm Mast der Fuss weh (nördlichste blaue Linie). Also Kehrtwende nach Kiel, um den Bruch zu reparieren.

So wurde es ein Genuss besonders für Yvonnes Geschmack, die ja lieber in den Häfen lustwandelt, als bei schroffen Bedingungen mit Wind und welle zu kämpfen. Wir genossen also auch diesen Törn - jeder auf seine Weise (der eine laut, der andere leise.) 

Bis zum nächsten Jahr und neuem Versuch....

Hier sind die vorherigen Reisen:
2015-2018: Bau Dornach (CH)
2018: Basel (CH) über Stockholm (SE) nach Södertälje (SE)
2019: Södertälje (SE) über Gävle (SE) und Wismar (DE) nach Fehmarn (DE)
2020: Fehmarn (DE) über Ebeltöft (DK) nach Kappeln (DE)
2021: Kappeln (DE) über Kerteminde (DK) nach Kiel (DE)

und hier die folgenden Reisen.






Freitag, 23. Juli 2021

Angekommen!

(AH) Gute 6 Stunden geht der Blick nur aufs Wasser und seine Wellen. Wir sind dem Meer heute ziemlich ausgeliefert. Wenn es zuviel Wellen hat, kommen wir schnell an Grenzen. Glücklicherweise geht es heute moderat zu. Eben Zeit über die Wellen nachzusinnen.

Wenn es totale Flaute gibt, ist das Wasser ölig platt und die Stimmung oft gereizt. Wenn sich dann die ersten (Kappilar)Wellen bilden, kräuselt sich die Wasseroberfläche und überzieht die sich mit einer feinen Haut gesteichelt duch das laue Lüftchen. Oft steht aber noch eine Dünung (lange meist fache Wellen), die das Boot mehr oder weniger sanft verschaukeln. Frischt der Wind auf, dann individualisiert sich das Gekräusel: Es bilden sich Wellengruppen, die gemeinsam loslaufen. 


Anders als Menschen können sie durcheinander hindurch laufen ohne sich zu beeinflussen. So bleibt uns unsere Heckwelle treu und schwingt sich durch die anderen Wellen hindurch. Sie nehmen nur insofer von einander Notiz als sie sich addieren: Berg addiert sich mit Berg, Tal addiert sich mit Tal. Treffen sich Wellenberg und -tal, bleiben sie einfach flach, sie heben sich auf. Frischt der Wind weiter auf, nehmen sie an Grösse zu. Nun beginnt die Richtung zur Fahrtrichtung eine Rolle zu spielen. Kommen sie von vorn, stampft das Boot, sind sie genügend hoch, verliert das Boot seine ganze Fahrt: Es stampft sich fest. Nun kommen Wellen meist in Ensembles. Angeblich alle sieben Wellen kommen hohe Wellen. Dazwischen bleibt Zeit, wieder Fahrt aufzunehmen. Da Tiny auf Surfen optimiert ist, hat sie einen ziemlich flachen Bug. Sie platscht also wie ein Brett in die Wellen.

Nun blitzen erste Schaumkrönchen auf. Sie nehmen mit zunehmend frischer Brise immer mehr zu und die zugehörigen Wellen gebärden sich herrisch: Es ist vorbei dem gemütlichen Segeln. Jetzt werden Mannschaft und Boot zunehmend belastet. Zeit schnell in einem Hafen anzukommen. Aber "schnell" braucht meist Stunden....

Heute aber ging es durchweg gemütlich!


YH: Freude, als wir den Kieler Leuchtturm erreichen und dann im Hafen Stickenhörn festmachen. Hier wird Tiny bleiben.




Langeland entlang

Nun also bei schwachem Wind aber gegen Ende nicht schwachen Wellen vom Nordende von Langeland (Lösholt) ans Südende (Bagenkop) alles unter unseren Motoren mit einem Abstecher über Marstal durch den dänische Südsee (fest in deutscher Hand). Damit sind wir in Poleposition für die Überfahrt nach Kiel.



Mittwoch, 21. Juli 2021

Sogar mit zwei Motoren

YH: heute kam nun die erste Etappe der Rückfahrt nach Kiel. Wir reisen jetzt zwar mit angeknackstem Mastfuss, dafür mit zwei Motoren! Da kriegen wir mit Strom und Welle von hinten ein ordentliches Tempo hin. 

AH: 6.6 kn Spitze und 4.8 kn Durchschnitt also für 22.5 sm in 4h30min für so ein kleines (kurzes) Boot gar nicht schlecht. (Wenn das Boot nicht surfed, kommt es nur bis zur Rumpf-Geschwindigkeit (bei uns 6.8 kn)

Ganz anders war also diesmal die Brückendurchfahrt in den grossen Belt: Kein Stampfen, kein Gegenstrom, kein Gegenwind und wir wussten, wo es durch geht....








Unterwegs trafen wir auf einen 3 Master unter segel, den wir dann im Hafen erneut trafen.


Hier in Lohals auf Langeland waren wir schon mal und sind zum altbekannt guten Restaurant gegangen. 

Morgen möchten wir die Dänische Südsee queren und bis zuunterst auf Bagenkop reisen. Bald nach Mittag sind die Häfen randvoll mit Schiffen.



Ein Tag zwischen Gestern und Morgen

 Wir haben mittlerweile eine Werft ausgeguckt in der Nähe von Kiel und werden am Mittwoch (was schon heute ist, da wir gestern allerlei Bootsreparaturen und anderes Allerlei gemacht haben, sodass ich erst heute Morgen merkte, dass es ja noch gar keinen Blog-Eintrag gibt.) ablegen, um bei voraussichtlich schwachen Winden zurück zu motoren.

Montag, 19. Juli 2021

Endlich Ferien!

Wollten wir nicht schon immer mal ein paar Tage in Kerteminde Ferien machen? So richtig lesen, ins sich und spazieren gehen, tiefe Gespräche führen, gut essen?
Doch!

Also haben wir alles heute gemacht. 

Ihr wollt sicher wissen, was die tiefen Gesprächsthemen waren. Über Aktive Imagination (bei C.G. Jung) im Buch von Dorst/Vogel haben wir einiges gelesen und dann besichtigt, wie sich diese Methode zur Imagination bei R. Steiner verhält. Wir endeten dann mit einer Introspektion bei Yvonne von Schatten, Persona und Ich - ich hätte natürlich lieber von Doppelgänger und Ich gesprochen.
Trotz der Ähnlichkeiten in den Menschenbildern gibt es bei Steiner den Begriff der Persona (= wie ich mich anderen zeige) in dieser Form nicht. Bei ihm ist das Ego eher eine bereits ins Bewusstsein getretene Form des Doppelgängers.

Als Supplement haben wir meine gestern sehr am Strand gesuchten Hosenbeine (AH: "Ich meine, ich habe sie in Deinen Rucksack getan." YH: "Ich finde sie aber nicht!") heute in dem erneut aufgesuchten Wäldchen von gestern wiedergefunden. 

Dabei fanden wir gestern - Sinn suchend - dass dies endlich das Ende dieser längst zu Grunde getragenen Hosen sei. 

Ich muss sie - nach erneutem Sinn suchend - wohl doch noch weitertragen....

Wir werden wohl übermorgen Richtung Deutschland zurück nicht mehr segeln, sondern  motoren, um den Mastfuss nicht weiter zu belasten. Hier ist keine offene Werft zu finden.

Sonntag, 18. Juli 2021

Meister, die vom Himmel fallen, schlagen gewöhnlich hart auf

Blick von unten ans Deck: Rechts der Riss
(AH) Es machte doch während des Segelns gestern zweimal Knack, und ich habe keine Ursache finden können. Abends wunderte ich mich, dass die Unterwanten richtig durchhängen und vermute, dass sie nicht richtig in der Aufnahme gesessen haben, jetzt aber in die Fassung gerutscht sind und jetzt richtig sitzen. Als ich dann heute Mittag mich Morpheus Armen entwinde, sehe ich, dass mein Decks"himmel" einen Riss bekommen hat. 
Mastfuss von oben: Rechts das zerdrückte Holz
Damit ist sofort der Rest auch klar: Der Mastfuss hat nicht gehalten, sondern ist unter der Last des gestrigen Segeltages in das Deck eingebrochen. 

Oh, oh! Das müssen wir profi-mässig reparieren lassen. Bootsbau ist, wie der Werftchef aus Heiligenhafen bemerkte, eine Kunst.

Und hier haben vorgestern gerade die Ferien angefangen. (Fast) ganz Dänemark hat geschlossen - Jedenfalls die Werft, die wir heute gefragt haben: Er würde mir gern helfen, aber das sei zu kompliziert: in 3 Wochen vielleicht....

Da stehen einem die Haare zu Berge!

Also wir haben jetzt richtig Zeit und geniessen den Landfall, wie die  Bilder zeigen.



Falls Zweifel aufkommen sollten: Das ist nicht etwa Honolulu auf Hawaii, sondern Kerteminde in Dänemark, Blick nicht auf  pazifischen Ozean sondern auf Ostsee. 
 
(Für Landratten: Es heisst nicht der Ostsee, sondern die Ostsee)